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Feierstunde anlässlich des Volkstrauertages 2024

Pohnsdorf, den 17. 11. 2024
 Symbolbild für Volkstrauertag: Die Kreuze des Volksbund Deutsche Kriegsgräberführsorge e.V. 

Im Bild: Symbol für den Volkstrauertag:   

Die Kreuze des Volksbund Deutsche Kriegsgräberführsorge e.V.

 

 

Der Volkstrauertag wurde als zentraler Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewalt eingeführt. Im ganzen Land finden an dem Tag Gedenkveranstaltungen statt. Er gibt Gelegenheit innezuhalten und sich erneut bewusst zu machen, dass Friede keine Selbstverständlichkeit ist – das führen die Ereignisse im Nahen Osten und der Krieg in der Ukraine eindrucksvoll vor Augen. Auch in unserer Gemeinde wurde dieser Tag mit einer Gedenkstunde begangen. 
Bürgermeister Marco Lüth und Pastorin Yasmin Glatthor hielten Ansprachen. 
 Gesteck am Gedenkstein 
Hier der Text der Ansprache von Bürgermeister Marco Lüth:
Liebe Pohnsdorferinnen und Pohnsdorfer,
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, 
Frau Pastorin Glatthor,
wir haben uns heute versammelt, um den Volkstrauertag zu begehen – einen Tag des Innehaltens, des Erinnerns und des gemeinsamen Gedenkens. An diesem Tag gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewalt: der Soldaten, der Zivilisten und der Unschuldigen, die in den Wirren von Konflikten ihr Leben verloren haben. 
Auch heute lädt die Gemeinde im Anschluss wieder zu Kaffee, Punsch und Kuchen ein. Mein ausdrücklicher Dank gilt allen, die zur Vorbereitung und Ausgestaltung des heutigen Tages beigetragen haben. Neben Pastorin Yasmin Glatthor von der Kirchengemeinde Preetz und den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr sind es die Personen, die sich um die Bewirtung im Dorfgemeinschaftshaus kümmern und insbesondere auch Hans-Jürgen Meyke, der für uns erneut das Musikstück „Ich hatt‘ einen Kameraden“ auf der Trompete spielen wird. Euch allen – vielen Dank.
Heute möchte ich das Leid der Zivilbevölkerung in den Mittelpunkt meiner Worte stellen – das Leid derjenigen, die im Schatten des Krieges stehen und dennoch schwerste Verluste tragen müssen.
Wenn wir an die Kriege des 20. Jahrhunderts denken, insbesondere an den Ersten und Zweiten Weltkrieg, denken wir oft an Schlachten, Soldaten und militärische Auseinandersetzungen. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass es vor allem auch die Zivilbevölkerung ist, die den hohen Preis des Krieges zahlt – sei es durch Bombardierungen, Vertreibung, Hunger oder den Verlust von Angehörigen. Der Krieg hinterlässt eine Spur der Zerstörung, die nicht nur durch Schlachtfelder, sondern auch durch die Städte und Dörfer verläuft - durch die Leben von Millionen von Menschen, die nie Teil des Kampfes sein wollten.
 
Im Zweiten Weltkrieg erlebten die Menschen in Deutschland den Schrecken des Bombenkriegs. Von 1942 bis zum Kriegsende 1945 wurden Städte wie Dresden, Hamburg, Berlin aber natürlich auch Kiel und Lübeck in Schutt und Asche gelegt. Feuerstürme, die ganze Stadtteile auslöschten, raubten vielen unschuldigen Menschen das Leben, und jene, die überlebten, standen vor den Trümmern ihrer Existenz. Häuser, Schulen, Krankenhäuser – Orte des Lebens und der Hoffnung – verwandelten sich in Ruinen. Auch hier in unserer kleinen Gemeinde Pohnsdorf gab es während der beiden Weltkriege diverse zivile Opfer. Ich erinnere an den Sieversdorfer Peter Jöhnk, der im Alter von 10 Jahren sein Leben verlor. 
5 Tage vor dem Ende des 2. Weltkriegs in Europa wurde das Kind Opfer eines Tieffliegerangriffs über Sieversdorf - wie grausam und sinnlos. 
Doch der Bombenkrieg war nicht das einzige Leid, das die Zivilbevölkerung ertragen musste. Millionen Menschen wurden aus ihren Heimatorten vertrieben und suchten Zuflucht in einer unsicheren, fremden Welt. Familien wurden auseinandergerissen, Kinder verloren ihre Eltern, und Frauen und Männer mussten miterleben, wie alles, was sie liebten und schätzten, zerstört wurde. Die Schrecken der Kriegsjahre hinterließen tiefe Narben, die auch heute noch in den Erinnerungen der Überlebenden präsent sind.
Aber das Leid der Zivilbevölkerung beschränkt sich nicht nur auf Deutschland oder die Zeit des Zweiten Weltkriegs. In vielen Teilen der Welt leiden Menschen bis heute unter den Folgen von Krieg und Gewalt. Sie sind es, die am meisten unter den Entscheidungen und Machtkämpfen leiden, auf die sie keinen Einfluss haben. Wir sehen die Bilder aus Konfliktgebieten, aus zerbombten Städten und zerstörten Dörfern und wir erkennen, dass sich die Geschichte wiederholt, wenn wir nicht aktiv für Frieden und Verständigung eintreten.
Denken wir zum Beispiel an den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren. In Städten wie Sarajewo wurden Zivilisten über Jahre hinweg von Belagerungen, Bombenangriffen und gezielten Angriffen auf die Zivilbevölkerung verfolgt. Die Belagerung von Sarajewo dauert 1.425 Tage – also fast 4 Jahre - die längste Belagerung in der Geschichte des modernen Krieges. Sie forderte das Leben von mehr als 11.000 Zivilisten, darunter auch das von vielen Kindern.
In jüngerer Zeit haben die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten erneut die Zivilbevölkerung als Ziel bewusst ins Visier genommen. Bilder die kaum zu ertragen sind. Der Bürgerkrieg in Syrien, der 2011 begann, führte dazu, dass Millionen Menschen ihre Heimat verloren. Zivilisten wurden bombardiert, sie mussten vor Gewalt und Zerstörung fliehen und fanden in benachbarten Ländern wie Jordanien, der Türkei, dem Libanon, aber auch in Deutschland Zuflucht. Im Jemen, wo seit 2015 ein grausamer Konflikt tobt, sind es vor allem Zivilisten, die leiden. Hier sterben nicht nur Tausende durch direkte Kriegshandlungen, sondern Hunderttausende sterben an Hunger und Krankheiten, die in einem Krieg allzu leicht verbreitet werden. 
Diese Beispiele zeigen uns, dass das Leid der Zivilbevölkerung nicht nur ein Randphänomen ist, sondern das zentrale Drama eines jeden Krieges. Zivilisten sind nicht nur Zeugen des Schreckens, sondern die eigentlichen Opfer. Es sind nicht nur die Soldaten, die den höchsten Preis zahlen, sondern auch die Frauen, Kinder und Alten, die ohne Vorwarnung oder Vorbereitung in den Strudel der Gewalt gezogen werden. Ihre Schicksale sind vielfach nur eine Randnotiz in den Geschichtsbüchern, doch ihr Leid ist genauso tief und nachhaltig wie das der Soldaten.
In diesem Jahr fällt unser Gedenken auf einen besonderen Kontext: den Friedensnobelpreis 2024. 
Diese Auszeichnung erinnert uns daran, dass Frieden nicht nur das Fehlen von Krieg ist, sondern ein aktiver Prozess, der Engagement, Mut und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit erfordert. Es ist ein Aufruf an uns alle, die Prinzipien des Friedens in unserem täglichen Leben zu fördern und zu verteidigen. 
Der diesjährige Preis wird am 10. Dezember an eine Organisation verliehen, die sich unermüdlich für Frieden und Versöhnung in Konfliktregionen einsetzt: die 1956 gegründete Organisation „Nihon Hidankyo“. Sie vertritt die Interessen der Betroffenen der Atombombenabwürfe von 1945 auf Hiroshima und Nagasaki. Menschen, die die Atombombenabwürfe überlebt haben, werden als Hibakusha bezeichnet. Viele von ihnen haben Verbrennungen erlitten und waren verstrahlt. Ihre Körper sind oft von großen Narben gezeichnet.
Im August 1945 warfen die USA zwei Atombomben auf die japanischen Städte ab, um Japan zur Kapitulation zu zwingen und den Zweiten Weltkrieg endgültig zu beenden. Durch die Sprengkraft der Bomben und die langanhaltende nukleare Strahlung starben unmittelbar danach und in den ersten Monaten nach dem Angriff etwa 140.000 Menschen; in den folgenden Jahren tötete die radioaktive Strahlung weitere 60.000 Menschen. Durch den Abwurf der zweiten Atombombe auf Nagasaki starben mehr als 70.000 weitere Personen.
Die Nobelpreiskommission begründet die Vergabe folgendermaßen: „Die Hibakusha helfen uns, das Unbeschreibliche zu beschreiben, das Undenkbare zu denken und den unvorstellbaren Schmerz und das Leid, das durch Atomwaffen verursacht wird, irgendwie zu erfassen. Trotz körperlicher Leiden und schmerzlicher Erinnerungen setzen sie sich dafür ein, Hoffnung und den Einsatz für Frieden zu fördern. Mit ihren Augenzeugenberichten verbreiten die Überlebenden die Botschaft, dass Atomwaffen niemals wieder eingesetzt werden dürfen.“
Ich möchte euch an diesem Tag danken, dass ihr euch die Zeit genommen habt, um gemeinsam aller Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Aber auch der heutige Volkstrauertag ist mehr als ein Tag des Gedenkens. Er ist ein Aufruf zur Handlung, zur aktiven Gestaltung einer friedlichen Zukunft und die Erinnerung daran, dass jeder Mensch das Recht auf ein Leben hat. 
Ein Leben in Frieden und Würde.
Vielen Dank!

 

 

 

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